.... oder: Habe ich eigentlich ein Taxi-Unternehmen?
Hallo Ihr Lieben,
zu den nahenden Sommerferien bei uns im Süden kam wieder eine Diskussion über die heutige Kindheit im Allgemeinen und das Transportwesen der dazugehörigen Mutter im Speziellen auf.
Früher haben wir uns auf die Sommerferien gefreut: endlich wirkliche freie Zeit, die Sonne lacht, schon morgens mit den Freunden verabreden, raus in die Natur, in den Wald. Höhlen bauen, Bachdämme ausprobieren, auf Bäume klettern. Oder ab ins Schwimmbad, sich schon morgens auf die Räder schwingen und mit Freunden treffen, den ganzen Tag schwimmend und spielend im Freibad zubringen.
Wir waren weder Handyüberwacht noch haben uns unsere Eltern bis zu den Eintrittstüren gefahren. Wir lernten Verantwortung für den Straßenverkehr, es wurde Vertrauen in uns gesetzt, dass wir uns entsprechend verhalten - egal ob mit dem Rad auf dem Weg ins Schwimmbad oder im Wald beim Spielen.
Ich kann mich an eine glückliche, freie Kindheit erinnern, mit vielen Freunden und Phantasie, Bewegung und Spiel. Das wünsche ich auch meinen Kindern von Herzen! Diese Erinnerungen zählen noch heute zu den wertvollsten meiner Kindheit!
Meine Wünsche für meine Kinder haben einen deutlichen Dämpfer erfahren: ist es heute nicht mehr zeitgemäß, unseren Kindern zu wünschen, sie würden so eine unbeschwerte Kindheit wie wir damals verleben?
Da wird man angesprochen, dass man doch furchtbar arme Kinder hat, die einem wirklich leid tun müssen: denn sie laufen jeden Tag einen 15-min-Fußweg von Schule und Kindergarten nach Hause. In einem 3000-Seelen-Dorf auf dem Land in dem sie eine kleine Straße überqueren müssen, die noch nicht einmal groß befahren wird. Den Berg hoch - die armen Kinder!
Sie habens schon schwer: sie werden nicht täglich an der Schule und dem Kindergarten abgeholt, sondern wir erwarten, dass sie eine Anstrengung auf sich nehmen und täglich diesen lästigen Weg bewältigen!
Ich bin aus allen Wolken gefallen......... und mache mir seitdem wirkliche Gedanken!
Was ist nun sinnvoller? Die Kinder täglich in die Schule zu fahren, sie dort wieder abzuholen, aber dann ab der 5. Klasse von ihnen erwarten, dass sie mit Bus und/oder Bahn auf die weiterführende Schule wechseln? Oder sie womöglich da auch noch hinfahren? Teils übergewichtige Kinder wegen Bewegungsmangel in die örtlichen Sportvereine zu bringen - wohlgemerkt: sie werden gefahren, sie laufen nicht dort hin!
Oder ist es nicht eher sinnvoll, den Kindern schon früh den verantwortungsvollen Umgang mit dem Straßenverkehr nahe zu bringen? Wo geht das besser als in ländlicher Umgebung - ich meine, ich würde wohl auch keinen ABC-Schützen quer durch eine Großstadt wandern lassen am ersten Schultag - aber auf dem Land setze ich so viel Vertrauen in meine Kinder, dass ich sie lehre, den Schulweg zu meistern.
Den Kindern auch einmal was zutrauen - und ihnen die Freiheit zu geben, auch nachmittags sich in Wald und Feld und mit Freunden und ihrer Phantasie auszutoben - ohne Handykontrolle und ohne sie an den Waldrand zu fahren..... Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern mich zu Verabredungen oder gar an den Spielplatz gefahren haben. Und ich lebe noch!
Die heutigen Kinder sind oft übergewichtig, leiden an Bewegungsarmut, dazu kommt häufig noch die falsche Ernährung. Und dann werden sie eben in die örtlichen Sportvereine geschickt, um das wieder auszugleichen - oft auch noch widerwillig. Denn Übergewicht macht träge Kinder nicht zu Sportskanonen.
Vom Umweltgedanken mal garnicht zu sprechen: muss ich 3 Kinder sinnlos durch die Gegend fahren für Wege, die sie spielend alleine bewältigen können? Die Umwelt belasten durch Wegstrecken mit dem Auto - vom eigenen Geldbeutel zwecks Benzinkosten einmal ganz abgesehen, ist dies doch wirklich nicht nötig!
Meine Kinder laufen - sie laufen viel, sie spielen viel im Freien, sind mit dem Hund draußen und mit Freunden unterwegs, sie treiben viel Sport, durch den eigenen Pool sind sie im Sommer täglich auch am Schwimmen. Sie haben weder Bewegungsmangel noch Übergewicht.
Ich traue es meinen Kindern zu - schon der Jüngsten, die jetzt in die Schule kommt, ihren Schulweg zu meistern. Auch den beiden Großen, die in die "große Stadt" fahren und mit Bus und Bahn dorthin gelangen. Ich traue ihnen zu, dass sie in ihrer freien Zeit alles tun können, was sie möchten - und damit meine ich nicht, sie vor den PC oder eine Spielekonsole, geschweige denn den Fernseher *damittlerweileseit5Jahrennichtmehrvorhanden* zu setzen.
Das Fazit, das ich persönlich gezogen habe: nein, ich habe kein privates Fuhrunternehmen und werde dies auch nie haben!
Ich wünsche meinen Kindern eine unbeschwerte Kindheit - mit Freiraum für Träume, Spiel und Phantasie - und mit Vertrauen, dass ich in sie setze: dass sie später einmal ihren Lebensweg mit eben solchem Selbstvertrauen meistern wie heute ihren Schulweg :o)
Und ich wünsche ihnen von Herzen die schönsten Sommerferien ihres Lebens! So einen Sommer, wie ich ihn in meiner Kindheit verleben durfte!
Seid lieb gegrüßt, eure Jennifer