24 Juli 2012

Die Anforderungen an die moderne Mutter....

.... oder: Habe ich eigentlich ein Taxi-Unternehmen?


Hallo Ihr Lieben,

zu den nahenden Sommerferien bei uns im Süden kam wieder eine Diskussion über die heutige Kindheit im Allgemeinen und das Transportwesen der dazugehörigen Mutter im Speziellen auf.

Früher haben wir uns auf die Sommerferien gefreut: endlich wirkliche freie Zeit, die Sonne lacht, schon morgens mit den Freunden verabreden, raus in die Natur, in den Wald. Höhlen bauen, Bachdämme ausprobieren, auf Bäume klettern. Oder ab ins Schwimmbad, sich schon morgens auf die Räder schwingen und mit Freunden treffen, den ganzen Tag schwimmend und spielend im Freibad zubringen.

Wir waren weder Handyüberwacht noch haben uns unsere Eltern bis zu den Eintrittstüren gefahren. Wir lernten Verantwortung für den Straßenverkehr, es wurde Vertrauen in uns gesetzt, dass wir uns entsprechend verhalten - egal ob mit dem Rad auf dem Weg ins Schwimmbad oder im Wald beim Spielen.

Ich kann mich an eine glückliche, freie Kindheit erinnern, mit vielen Freunden und Phantasie, Bewegung und Spiel. Das wünsche ich auch meinen Kindern von Herzen! Diese Erinnerungen zählen noch heute zu den wertvollsten meiner Kindheit!

Meine Wünsche für meine Kinder haben einen deutlichen Dämpfer erfahren: ist es heute nicht mehr zeitgemäß, unseren Kindern zu wünschen, sie würden so eine unbeschwerte Kindheit wie wir damals verleben?

Da wird man angesprochen, dass man doch furchtbar arme Kinder hat, die einem wirklich leid tun müssen: denn sie laufen jeden Tag einen 15-min-Fußweg von Schule und Kindergarten nach Hause. In einem 3000-Seelen-Dorf auf dem Land in dem sie eine kleine Straße überqueren müssen, die noch nicht einmal groß befahren wird. Den Berg hoch - die armen Kinder!

Sie habens schon schwer: sie werden nicht täglich an der Schule und dem Kindergarten abgeholt, sondern wir erwarten, dass sie eine Anstrengung auf sich nehmen und täglich diesen lästigen Weg bewältigen! 

Ich bin aus allen Wolken gefallen......... und mache mir seitdem wirkliche Gedanken!

Was ist nun sinnvoller? Die Kinder täglich in die Schule zu fahren, sie dort wieder abzuholen, aber dann ab der 5. Klasse von ihnen erwarten, dass sie mit Bus und/oder Bahn auf die weiterführende Schule wechseln? Oder sie womöglich da auch noch hinfahren? Teils übergewichtige Kinder wegen Bewegungsmangel in die örtlichen Sportvereine zu bringen - wohlgemerkt: sie werden gefahren, sie laufen nicht dort hin!

Oder ist es nicht eher sinnvoll, den Kindern schon früh den verantwortungsvollen Umgang mit dem Straßenverkehr nahe zu bringen? Wo geht das besser als in ländlicher Umgebung - ich meine, ich würde wohl auch keinen ABC-Schützen quer durch eine Großstadt wandern lassen am ersten Schultag - aber auf dem Land setze ich so viel Vertrauen in meine Kinder, dass ich sie lehre, den Schulweg zu meistern.

Den Kindern auch einmal was zutrauen - und ihnen die Freiheit zu geben, auch nachmittags sich in Wald und Feld und mit Freunden und ihrer Phantasie auszutoben - ohne Handykontrolle und ohne sie an den Waldrand zu fahren..... Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern mich zu Verabredungen oder gar an den Spielplatz gefahren haben. Und ich lebe noch!

Die heutigen Kinder sind oft übergewichtig, leiden an Bewegungsarmut, dazu kommt häufig noch die falsche Ernährung. Und dann werden sie eben in die örtlichen Sportvereine geschickt, um das wieder auszugleichen - oft auch noch widerwillig. Denn Übergewicht macht träge Kinder nicht zu Sportskanonen.

Vom Umweltgedanken mal garnicht zu sprechen: muss ich 3 Kinder sinnlos durch die Gegend fahren für Wege, die sie spielend alleine bewältigen können? Die Umwelt belasten durch Wegstrecken mit dem Auto - vom eigenen Geldbeutel zwecks Benzinkosten einmal ganz abgesehen, ist dies doch wirklich nicht nötig!

Meine Kinder laufen - sie laufen viel, sie spielen viel im Freien, sind mit dem Hund draußen und mit Freunden unterwegs, sie treiben viel Sport, durch den eigenen Pool sind sie im Sommer täglich auch am Schwimmen. Sie haben weder Bewegungsmangel noch Übergewicht.

Ich traue es meinen Kindern zu - schon der Jüngsten, die jetzt in die Schule kommt, ihren Schulweg zu meistern. Auch den beiden Großen, die in die "große Stadt" fahren und mit Bus und Bahn dorthin gelangen. Ich traue ihnen zu, dass sie in ihrer freien Zeit alles tun können, was sie möchten - und damit meine ich nicht, sie vor den PC oder eine Spielekonsole, geschweige denn den Fernseher *damittlerweileseit5Jahrennichtmehrvorhanden* zu setzen.

Das Fazit, das ich persönlich gezogen habe: nein, ich habe kein privates Fuhrunternehmen und werde dies auch nie haben!

Ich wünsche meinen Kindern eine unbeschwerte Kindheit - mit Freiraum für Träume, Spiel und Phantasie - und mit Vertrauen, dass ich in sie setze: dass sie später einmal ihren Lebensweg mit eben solchem Selbstvertrauen meistern wie heute ihren Schulweg :o)

Und ich wünsche ihnen von Herzen die schönsten Sommerferien ihres Lebens! So einen Sommer, wie ich ihn in meiner Kindheit verleben durfte!

Seid lieb gegrüßt, eure Jennifer

12 Kommentare:

jopa hat gesagt…

huhu

ich habe deinen Bericht sehr aufmerksam gelesen......ich mache mir solche oder ähnliche Gedanken auch sehr oft.....und ich beginne manchmal daran zu verzweifeln, weil ich das Gefühl habe, dass ich komplett nicht mehr zeitgemäß denke, bzw bin bzw erziehe

Ich bin vollkommen deiner Meinung was den Schulweg getrifft....einmal als Mutter und einmal auch als Lehrerin....was für wundervolle Erlebnisse haben wir als Kinder auf dem Schulweg erlebt...ganz selten alleine, meist zu zeit oder zu dritt oder gar in einer wilden Horde....und ja, wir sind auch ein Viertelstunde gelaufen...acuh bei minus 20 Grad im Winter.....hingefahren hat uns niemand...warum auch? DAzu kommt, dass die Kinder in der Schule viel ruhiger ankommen, wenn sie schon etwas Bewegung hatten....Sie haben sich zum ersten Mal austoben können, ihren Bewegungsdrang nachkommen können.....sie haben sich vielleicht vom heimatlichen morgendlichen Stress schon erholt, haben über das Getraumte nachgedacht..haben Sauerstoff getankt und sind fit zum Lernen.

Leider haben wir ständig verstopfte Straßen in der Früh, weil die kleinen Prinzen und Prinzessinen zur Schule gefahren werden.....dort wird von Elternseite oft noch Aufsicht gemacht bis die Kinder in die Klassen verschwinden....

So ganz alleine sind die Kinder wohl kaum noch....

lg dir
Veronika

Tanja hat gesagt…

Ganz genau so! Genauso handhabe ich es auch meine Kinder sollen Kinder sein, sich ausprobieren, Schrammen holen und auch mal scheitern dürfen, denn aus diesen Erfahrungen lernen sie für`s Leben! Wie oft würde ich von supermuttis beschimpft, als Verantwortungslos hingestellt oder mir sogar das Jugendamt nach Hause geschickt...! Diese Überbemutterung war damals als meine Ältesten (heute 14/16 u.17) noch klein waren schon sehr extrem aber ich beobachte das dies immer noch steigerungsfähig ist. :( Aber mittlerweile sehe ich auch die andere Seite, nämlich das aus meinen Kindern selbständige, verantwortungsvolle Kinder geworden sind, bei denen ich mir keine Sorgen machen brauch das sie ihr Leben meistern. Ihre Freunde allerdings (die Kinder dieser "Übermütter") sind drogenabhängig, KampftrinkerInnen,und bekommen wegen mangelder Selbständigkeit keinen Ausbildungsplatz. Du machst es genau richtig! Rüste deine Kinder mit dem Werkzeug aus mit dem sie im Leben bestehen können: Selbstvertrauen, Selbständigkeit und wahre Mutterliebe!

Liebste Grüße Tanja

lotta-sonnenschein hat gesagt…

Du sprichst mir aus der Seele!!!
LG von Jessica

Rock Gerda hat gesagt…

Jennifer, ich muß dir in allen Punkten zustimmen!!! Ganz abgsehen, wieviel Zeit man als Mutter im Auto verbringt, wenn man sie überall hinkutschiert...
Bei uns gibt es Leute im Dorf, die ihre Kinder fahren, weil soviel Verkehr ist, auf die Idee selber weniger zu fahren kommen die gar nicht....
Durch ausreichend Bewegung lassen sich viele Probleme vermeiden, aber das ist einfach zu einfach.....
In diesem Sinne einen schönen entspannten Sommer für Dich und Deine Kinder.

Liebe Grüße
RockGerda

Anonym hat gesagt…

Dem gibt es nicht´s mehr hinzuzufügen :) Du sprichst mir aus der Seele ! Grüße Jessy

Pattililly hat gesagt…

zum thema mamataxi weigere ich mich strickt meine beiden großen herum zu kutschieren, da sie von der schule fahrkarten bekommen, können sie jederzeit mit dem bus ins nächste ort fahren. mein sprit kostet gels die fahrkarten sind von der schule gestellt. wir wohnen auch in einem paarhundertseelendorf. nur die kleine bringe ich noch zu ihrer freundin die im anderen ort wohnt, sie laß ich alleine noch nicht mit dem bus fahren, außer zur schula und nach hauese.
aber im großen und ganzen stimme ich dir vollkommen zu.
meine kinder sind noch richtig kinder :-)

lg patti

Balla'sReich hat gesagt…

Ja genau so sehe ich es auch! Meine Mädels gehen ja noch nicht zur Schule und auch nicht in den Kindergarten, aber sobald sie im nächsten Jahr in den Kiga kommt wird sie zu Fuss hin gehen und ich werde sogar schauen das sie bis nach vorne im Dorf hin muss, denn zwei Jahre später muss sie ja dann auch da hin zur Schule.
Wäre es nicht so kompliziert mit Zug und Bus würde ich sie sogar in den Waldkindergarten schicken, da müsste ich sie jden Tag zuerst Zug und Bus fahren damit sie dahin kommt wo der Treffpunkt ist.
Grüessli
Barbara

Renate hat gesagt…

Liebe Jennifer, ich kann meinen Vorrednerinnen nur zustimmen. Laß Dich nicht beirren und mache es weiter so. Liebe Grüße, Renate

Katie hat gesagt…

Hallo,
ein toller Beitrag der nachdenklich macht - Du hast in vieln Dingen recht - ich kann mich auch gut daran erinnern, dass ich in unserem kleinen Dorf immer "Freilauf" hatte und immer viele Kinder zum Spielen da waren - und wenn es 6 geläutet hatte ging es dann nach Hause.
Heute fängt es ja schon oft damit an, da die Kinder zum spielen fehlen oder man dann doch wieder sein Kind zu anderen fahren muss oder die anderen Eltern arbeiten ganztags und die Kinder sind entsprechend ganztags in Kita oder Hort - selbst wenn man in einer Kleinstadt wohnt.......
Mein Sohn kommt jetzt auch in die Schule und er "darf" dann morgens auch laufen - zuerst mit mir, da wir fast den selben Weg haben und später sicher auch alleine.

LG Katie

Glückskind hat gesagt…

Wer sein Kind fährt, vor allem zu Nachmittagsterminen, demonstriert, dass er es fördert. Er trifft dort andere Eltern, die ihre Kinder auch fördern und kann sich dann mit ihnen darüber unterhalten, dass das Kind ja auch dringend Termine braucht, weil es sonst immer vorm Bildschirm hängt und sonst gar nix mit sich anzufangen weiß.
Diese Eltern sind heutzutage leider in der Mehrheit und viele finden sich sehr wichtig und toll in dem, was sie da tun.
Die Haltung, die Du vertrittst (und ich auch, trotz Großstadtleben!) ist nicht zeitgemäß. Das liegt auch an den seltsamen Anforderungen, die die Gesellschaft heutzutage an Eltern stellt. Da braucht es eine dicke Haut und eine gesunde Sicherheit in dem was man tut, um den "Förder-Eltern" entgegenzutreten. Denn die können häufig vor allem eins richtig gut: anderen ein schlechtes Gewissen machen.
Ich mache es in solchen Situationen so: ich suche nach den Stellen, an denen mich meine persönliche Bequemlichkeit dazu bringt, meine Kinder bestimmte Dinge selbst tun zu lassen. Und wenn ich DA irgendwas finde, wo ich ihnen auch gut entgegenkommen könnte, dann denke ich drüber nach, ob ich das WILL. Ein bisschen persönliche Bequemlichkeit steht Müttern nämlich zu, finde ich. Kinder haben ja auch öfter mal zu etwas keine Lust... oder? ;)
Mach Dir keinen Kopf. Mehr als ein oder zwei Gleichgesinnte wirst Du in keiner Umgebung finden, nicht mal in der Großstadt.
Liebe Grüße von viel zu weit weg,
Juliane

pedilu hat gesagt…

Du machst das super! :.D
Und ich hoffe, dass ich das trotz Großstadt auch hinbekomme, wenn die Kleine in die Schule kommt. Ich bin ja auch so schön unbeschwert in ländlicher Idylle groß geworden, das werde ich dann ganz schön vermissen …

schluffie hat gesagt…

Hallo Jennifer,
du sprichst mir aus der Seele!!!!
Ich wohne in einer 80-Menschen-Gemeinde fernab der "Zivilisation". Bei uns fährt nur zweimal am Tag der Schulbus, und zum Schwimmen, Fußball, KiGa , Schule, Einkaufen etc. müssen wir 12km fahren.
Ja, ich bin ein Mama-Taxi. Wir wohnen sehr ländlich. Z.T. wohnen Schulfreunde 20km entfernt.
Mein Großer (14) genießt mittlerweile seine Freiheit und legt diese Strecken gerne und tglich nit dem Fahhrad zurück. Nächstes Jahr möchte er sich eine Roller Kaufen und spart schon kräftig und verdient sich Geld dafür. Darauf freue ich mich schon. Ich kenne aber auch genug Eltern, die ihre Kinder jeden einzelnen Kilometer fahren, und habe selber einen Neffen, der es nicht mal schafft 500m mit dem Fahhrad zum Schwimmen zu kommen. Mama fährt ihn!
Ich finde deine Einstellung gut, mach weiter so! ich würde meinen Kindern in der Beziehung gerne noch viel mehr Freiräume bieten, als sie sie haben.
LG Sandra